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Freifunk vor dem Aus?

Vor noch gar nicht allzu langer Zeit, habe ich hier über die Bemühungen berichtet in Bochum ein Freifunknetz aufzubauen. Bisher war die Rechtslage eher unklar und technisch wurde dafür gesorgt, dass man als Betreiber halbwegs auf der sicheren Seite ist. Auch gab es das ein oder andere Urteil, bei dem die Freifunker gut weg gekommen sind.

Nachdem sich an der Gesetzeslage lange nichts geändert hat, hat das Bundeswirtschaftsministerium einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der klarstellt, dass wirklich offenes WLAN nicht gewünscht ist. Wer ein WLAN betreibt hat “angemessene Sicherungsmaßnahmen” bzw. “zumutbare Maßnahmen” durchzuführen. Was immer das genau heißt. Man muss die Nutzer des eigenen Netzes namentlich kennen und sich versichern lassen, dass sie nichts Illegales tun.

Also immer noch überall nach dem WLAN-Key fragen und in vorgeschalteten Webseiten AGBs abnicken und die eigenen Daten eingeben, bevor man surfen kann. Jetzt könnte Freifunk eine solche Webseite bestimmt einbauen. Aber das widerspricht dem eigentlichen Gedanken. Und so bleibt nur zu hoffen, dass genug gegen den Entwurf Sturm laufen und er Entwurf bleibt und im Papierkorb verschwindet.

Einen alternativen Gesetzesentwurf hat die Digitale Gesellschaft bereits 2012 veröffentlicht. Damit könnte man wirklich einen Schritt in die digitale Zukunft machen, anstatt weiterhin zuzuschauen, wie man in anderen Ländern in fast jeden Kneipe einfach lossurfen kann.

Also redet mit Bekannten und Verwandten, nervt eure Abgeordneten. Schaut, was man in einer Demokratie so alles machen kann ;)

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Freifunk in Bochum

Freifunk-Logo

Bild von Lcb01, cc by-sa

Letzten Donnerstag fand im Labor das Kickoff Meeting für den Freifunk in Bochum statt. Das Labor ist ein Hackspace in Bochum. Für mich die Veranstaltung, die meinen Hintern das erste mal ins Labor brachte.

Was ist Freifunk

Freifunk lässt sich in zwei Gedanken zusammenfassen:

  1. Freies Netz
  2. Freies Internet

Freies Netz

Ein Teil von Freifunk besteht darin neben dem Internet ein zweites unabhängiges Netz aufzubauen, dass nicht von Firmen und Regierungen kontrolliert wird und somit abgeschaltete werden kann. Ein Begriff, der ein wenig blöd klingt, die Idee aber transportiert ist Bürgernetz.

Freies Internet

Bedarf keiner Erklärung denke ich ;)

Mittel und Wege

Die technische Umsetzung sieht dann so aus, dass mit billigen Chinaroutern (ca. 20€ das Stück), auf denen eine speziell für Freifunk entwickelt Firmware installiert wird ein sog. Mesh-Network aufgebaut wird. Router mit dieser Firmware bauen untereinander sofern sie sich per WLAN erreichen können ein Netzwerk auf. Jeder Router mit jedem anderen Router den er sieht. Malt man ein solches Netzwerk auf sieht es aus wie ein Netz, daher der Name Mesh-Network.

Für ein schönes Freifunknetz müssen also nur in ganz Bochum so viele Router verteilt werden, dass jeder Router mindestens einen anderen Router sieht, also keiner alleine steht.

Erste unrealistische Szene! :) (leider)

Und an diesem Punkt kommt das Internet ins Spiel. Um einzelne Router, oder einzelne Gruppen von Routern ans übergeordnete Freifunknetz anzubinden, bauen die Router sofern sie ans Internet angeschlossen sind eine VPN-Verbindung zum Freifunknetz auf und sind damit Teil dieses Netzes. Die Router selbst bieten per WLAN dann unverschlüsselten Zugang zum Freifunknetz.

Und damit sind wir auch schon beim Internet, denn einmal im großen Freifunknetz besteht über dieses Netz auch Zugang zum Internet. Damit ist dann für Privatleute, die ja durch den Anschluss des Freifunkrouters an den heimischen Internetanschluss der Störerhaftung unterliegen, der Drops gelutscht. Sollte jemand über das Freifunknetz z.B. Filesharing betreiben, stammen die IP-Adressen von den Exitroutern, die im Fall von Bochum vom Freifunk-Rheinland e.V. betreiben werden. Somit landen die Abmahnungen beim Verein, was es dem Einzelnen erlaubt ohne allzugroße Panik einen eigenen Router – Node genannt – zu betreiben.

An dieser Stelle, sehe ich ein wenig den Pferdefuß des Ganzen. Denn die Idee eines parallelen Netzes, das nicht einfach abgeschaltet werden kann trägt halt leider nicht ganz. Damit das Freifunknetz wirklich zusammen hängt, braucht es bei vielen einzelnen Nodes oder kleinen Gruppen, jeweils das Internet, das die einzelnen Nodes verbindet. Würde das ganze Internet abgeschaltet, bliebe so richtig viel vom Freifunknetz nicht übrig. Es bietet aber definitiv Redundanz. Gelingt es mir in meiner Umgebung/Siedlung/Wohnblock mit meinen Nachbarn ein Freifunknetz zu etablieren und verbinden mehrere Nachbarn den Router mit dem Internet, bleibt bei Ausfällen einzelner Provider die Verbindung zum Freifunk- und Interent bestehen.

Soweit erstmal meine Sicht der Dinge und die Punkte, die ich für die Wichtigsten halte. Mehr Infos gibt es auf freifunk-ruhrgebiet.de. Besonders nett anzuschauen ist die Karte. Weiterhin kämpfen gerade Mitglieder des Freifunk-Rheinland e.V. mit einer negativen Feststellungsklage dafür in vom des Providerprivilegs von der Störerhaftung entbunden zu werden. Ausführlich darüber informiert wird auf heise.de.

Und falls Freifunk interessant genug klingt, kauf dir ‘nen Router, installier die Freifunk-Firmware und ab geht’s ins Freifunknetz ;)

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Überwachungsstatt Erklärbärvideo

Dieses Video ist großartig.

Dieses Video ist großartig, weil es sowohl den ganzen Überwachungsfoo, der derzeit läuft kurz darstellt, als auch gesellschaftliche Folgen. Alles wird nicht nur abstrakt, sondern mit Beispielen, bei denen für den “normalen, unbescholtenen” Bürger Überwachung teils fatale Folgen hatte, erklärt.

Für meine Eltern hätte ich gerne ein Version in halber Geschwindigkeit. Wenn man alles schonmal gehört hat und sich nur die geballte Information geben möchte, ist das Tempo aber ok.