Verständnissprung

Kennt ihr das, wenn euer Verständnis eines Themas einen Sprung macht? Passiert hin und wieder und am Anfang war es bei mir ein Mix aus “da hätte ich auch schon früher drauf kommen können” und “Heureka!”. Gerade war wieder so ein Moment und ich habe mittlerweile akzeptiert, dass ich die nötigen Puzzleteile für vieles mit mir herumtrage und ärgere mich nicht mehr drüber, dass ich sie nicht schon früher habe zusammensetzen können. Das macht das “Heureka!” umso schöner.

Konkret ging es bei mir heute um Musik. Seit 2006 besitze ich einen E-Bass. Ein paar Jahre später habe ich mich lange genug damit beschäftigt, um in Jugendmessen der örtlichen Gemeinde sämtliches Liedgut (über dem Akkordsymbole stehen) begleiten zu können. Zu 99% spiele ich dabei nur Grundtöne. Nennenswerten Fortschritt in meinem Spiel gab es gefühlt nur einmal, als ich aufgehört habe Leerseiten zu spielen. Abgesehen davon hat sich aus meiner Perspektive wenig getan (in wie weit der eigene Blick dabei evtl. getrübt ist steht auf einem anderen Blatt).

Dieses Jahr wollte ich das jedenfalls ändern und habe online einen Intensivkurz gebucht, mit Kurzarbeit während der Pandemie, war jetzt die Zeit gekommen. Außer den Videos des Intensivkurses hatte ich ein Jahr lang ein Abo für Onlinekurse (mehr Videos) und habe mir auf Youtube viel zu oft Tipps angeschaut, statt selbst zu üben (noch mehr Videos). Ein wenig nach vorne ging es vielleicht, aber nicht nennenswert.

In jedem Fall habe ich den Hintern mal wieder hoch gekriegt und neben nervigem Grundlagenzeug aus dem Intensivkurs habe ich angefangen ein Lied aus einem Songbook zu lernen und dabei isset passiert. Habe ich bisher in solchen Situationen entweder stur versucht zu spielen, was geschrieben steht, oder, mich wenn mit das völlig unmöglich schien (und es Akkordsymbole gab) an meine Grundtöne gehalten, so saß ich vor dem neuen Stück und diesmal fielen Puzzleteile von Wissen, das ich über die Jahre aufgesaugt hatte an ihren Platz. Ich habe verstanden, welche Noten einzelne “Passing Notes” waren, die nur dem schöneren Übergang dienen. Ich habe erkannt, von welcher Note aus ich starte und wohin ich möchte und welche Noten dazwischen gar nicht so wichtig sind.

Mit dem neuen Verständnis konnte ich mir selbst das Stück gezielt vereinfachen, indem ich die Verzierungen erstmal weggelassen habe. So kann ich viel früher das Stück spielen – nicht 100%ig so, wie es auf dem Blatt steht, aber immerhin. Damit entwickle ich früher ein Gefühl für das Lied und kann nach und nach, wenn die Basis sitzt anfangen und die Übergänge schmufer gestalten und die Verzierungen einbauen.

Und wie sich das bei ordentlichen Verständnissprüngen gehört, trage ich das Wissen dazu schon lange mit mir herum und die Kombination aus vorhandenem Wissen, passender Aufgabe und vielleicht der Mondphase haben dafür gesorgt, dass ich das Wissen heute anwenden konnte.

Und gebloggt habe ich so auch mal wieder.

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